Überblick über die Initiative zum Klimawandel

Das Ziel der ESA-Initiative zum Klimawandel

Die 2008 von der ESA ins Leben gerufene Initiative zum Klimawandel ist ein umfangreiches Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das sich auf die Entwicklung globaler, Jahrzehnte umspannender, satellitengestützter Klimadatensätze konzentriert. Insgesamt leisten diese Daten einen wichtigen Beitrag zur Bewertung des Klimazustands durch den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) und sind ein Grundpfeiler der Wertschöpfungskette für Klimainformationen (Überwachung, Modellierung, Klimadienste), die eine effektive Politik und Entscheidungsfindung sowie wirksame Maßnahmen ermöglicht.

Von 2023 bis 2029 befasst sich das Programm mit den sich wandelnden Anforderungen an die Erdbeobachtung, um der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) zu entsprechen und die länderspezifischen und regionalen Anforderungen zu erfüllen, wie sie in den Nationalen Klimaschutzbeiträgen (NDCs) und den nationalen Anpassungsplänen (NAPs) formuliert sind.

Unterstützung des globalen Klimabeobachtungssystems

Unter Verwendung von Beobachtungen aus dem 40 Jahre umspannenden Satellitenarchiv und aktuellen ESA-Missionen, den Copernicus Sentinels und ESA-Drittmissionen generiert die CCI Datensätze für Schlüsselfaktoren des Klimas – die so genannten wesentlichen Klimavariablen (Essential Climate Variables, ECVs).

Die vom Global Climate Observing System (GCOS) definierten wesentlichen Klimavariablen stellen die Informationen dar, die gemäß der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen für eine systematische Überwachung des Erdsystems benötigt werden.

Satellitenbeobachtungen bilden das Rückgrat des GCOS. Für zwei Drittel (38) der 55 wesentlichen Klimavariablen, die zur Beschreibung des Klimasystems erforderlich sind, werden die Klimadatensätze ausschließlich oder weitestgehend aus dem Weltraum gemessen. Der Beitrag der CCI ist beträchtlich, da 27 wesentliche Klimavariablen (Stand: Januar 2024) erfasst werden.

Projektportfolio der Initiative zum Klimawandel

Die CCI umfasst eine Reihe von Projekten, die sich der Erstellung von Datenprodukten für einzelne wesentliche Klimavariablen widmen, eine Nutzergruppe für Klimamodellierung, die die Konsistenz und Eignung der Datenprodukte aus Nutzersicht sicherstellen soll, verschiedene ECV-übergreifende Forschungsstudien, die diese Datenprodukte nutzen, um komplexe klimawissenschaftliche Fragen zu klären, sowie ein Projekt zum Wissensaustausch, das den einfachen und offenen Zugang zu Daten und deren Nutzung erleichtern soll.

Die ESA-Initiative zum Klimawandel führt F&E durch, um präoperative Produkte und Verarbeitungssysteme für über 20 wesentliche Klimavariablen zu entwickeln.
Die ESA-Initiative zum Klimawandel führt F&E durch, um präoperative Produkte und Verarbeitungssysteme für über 20 wesentliche Klimavariablen zu entwickeln.

ECV-Projekte: präoperative satellitengestützte CDR-F&E

Mit Hilfe einer 500-köpfigen Gemeinschaft aus weltweit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Data Engineers in ganz Europa führen Forschungsteams Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durch, um qualitativ hochwertige Satellitendatensätze für wesentliche Klimavariablen zu erstellen und zu qualifizieren.

Um diese präoperativen Datensätze und Verarbeitungssysteme zu entwickeln, führt jedes Projekt die folgenden Aktivitäten durch:

  • Produktspezifizierung
  • Entwicklung und Verbesserung von Algorithmen, die eine nachhaltige Integration bestehender und neuer Missionsdaten ermöglichen
  • Groß angelegte Datenverarbeitung
  • Charakterisierung der Unsicherheit
  • Produktgenerierung
  • Definition, Dimensionierung und Demonstration des präoperativen Systems

Übertragung auf operationelle Umgebungen

Ausdrückliches Ziel der CCI ist, diese Prototypen – sobald die Produkte ausreichend ausgereift sind – an operative Klimadienste außerhalb der ESA, wie EUMETSAT und den Copernicus Climate Change Service (C3S), zu übertragen, wo sie gepflegt und erweitert werden.

Die CCI führt laufend Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durch, um den sich wandelnden Anforderungen der Klimadienste gerecht zu werden. Bisher wurden 26 ECV-Datensätze sowie Verarbeitungssysteme und Algorithmen, die im Rahmen der CCI-F&E entwickelt wurden, übernommen und in ein operationelles Umfeld überführt.

Klimadaten in Forschungsqualität

Alle CCI-Datenprodukte sind von hoher Qualität, basieren auf den GCOS-Definitionen für wesentliche Klimavariablen und werden auf der Grundlage der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse entwickelt. Sie bieten die neuesten (präoperativen) Algorithmus-Updates und werden durch unabhängige In-situ-Messungen validiert. Die Datensätze sind belastbar und weisen ein hohes Maß an dokumentierter Rückverfolgbarkeit und Konsistenz auf, einschließlich quantitativer Schätzungen der Unsicherheit. Zudem werden sie vor ihrer Veröffentlichung von führenden Vertretern der Klimawissenschaft evaluiert.

Eine Nutzergruppe für die Klimamodellierung arbeitet ebenfalls mit allen Projekten zusammen, um sicherzustellen, dass die Datenprodukte für Modellierungen geeignet sind.

Für jedes ECV-Projekt ist eine vollständige Dokumentation verfügbar.

Zu den Merkmalen der CCI-Datenprodukte gehören:

  • Globale Abdeckung (wo zutreffend)
  • Lange Zeitreihen (20–30 Jahre)
  • Gerasterte Daten (mit einer geeigneten Auflösung, z. B. ¼ Grad)
  • Nützliche zeitliche Auflösung (täglich, monatlich ...)
  • Neueste Algorithmusverbesserungen im Hinblick auf die GCOS-Anforderungen
  • Verzerrungskorrigiert (z. B. über mehrere Satelliten)
  • Validiert (durch In-situ-Beobachtungen) und von Nutzern getestet
  • Charakterisierung der Unsicherheit (pro Pixel, korreliert ...)
  • Vollständige Dokumentation (CCI-Dokumentation) und Versionskontrolle
  • Konsistenz zwischen CCI-ECV-Datensätzen (z. B. SST und Meereis)
  • Wahl des Algorithmus zurückverfolgbar
  • Daten der Stufen 1, 2 oder 3
  • Unterstützende Informationen, z. B. Wolkenmasken
  • Offener Zugang zu den Daten über das CCI Open Data Portal und Obs4MIPS

Erweiterung und Ausdehnung der ECVs

Die CCI führt Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für alle bestehenden ECVs durch. Dies ist von entscheidender Bedeutung für die vollumfängliche Nutzung der Erdbeobachtungsinfrastruktur der ESA und der Mitgliedstaaten. Neue Missionen und Instrumente werden eingebunden, die Charakterisierung der Unsicherheit wird kontinuierlich verbessert und die ECV-übergreifende Konsistenz sichergestellt. Bei der Entwicklung von ECVs werden unter anderem neue Nutzeranforderungen aus GCOS-Implementierungsplänen und Ergebnisse des sechsten IPCC-Sachstandsberichts berücksichtigt.

Die CCI wird zwischen 2023 und 2029 zusätzliche ECVs aufnehmen, um auf die sich verändernden Anforderungen des GCOS, des IPCC und der operationellen Klimadienste zu reagieren. Dies gilt insbesondere für ECVs, die den Entwicklungsplan für die Berichterstattung gemäß Klimarahmenkonvention und die systematischen Datensätze zum Klimaantrieb für CMIP-7 unterstützen.

ECV-übergreifende Studien: Nutzung von CCI-Datensätzen

Um die Zyklen des Erdsystems besser zu verstehen, einschließlich zukünftiger Trends und Auswirkungen von Veränderungen, aber auch wie diese mit der Klimasensitivität des Erdsystems und Kipppunkten zusammenhängen, führt die CCI eine Reihe von ECV-übergreifenden Studien durch, die sich auf mehrere CCI-Klimadatensätze für relevante ECVs stützen.

Zu den jüngsten Projekten gehören:

Zu spezifischen Themen werden neue ECV-übergreifende Nutzungsaktivitäten durchgeführt, die direkt auf ermittelten wissenschaftlichen Bedarf reagieren oder einen direkten Bezug zu den IPCC-Bewertungen haben.

Verknüpfung von Klimabeobachtung und Modellierung

Erdbeobachtungen sind von entscheidender Bedeutung für die Qualität, die Glaubwürdigkeit und den Wert von Modellvorhersagen. Sie liefern die empirische Grundlage für die Validierung von Klimamodellen und deren Projektionen sowie die Verringerung der Unsicherheit. Zudem tragen sie zur Bereitstellung zuverlässigerer Informationen für Politik und Entscheidungsträger bei.

Die Produkte der CCI sind für Modellierungen geeignet, eine Aktivität, die von der CCI Climate Modelling User Group geleitet wird.

Mehrere CCI-Produkte sind in einem Format verfügbar, das den Anforderungen des Coupled Model Intercomparison Project (CMIP) des World Climate Research Programme (WCRP) an die Modellausgabe entspricht und so die Modellbewertung, -entwicklung und -forschung unterstützt.

Diese modellfähigen Beobachtungsdaten entsprechen einem biogeophysikalischen Feld, das von einem Klimamodell in einem oder mehreren CMIP-Experimenten ausgegeben wird, wie z. B. dem Arctic Ocean Model Intercomparison Project (AOMIP), das CCI-Daten zur Vorhersage des zukünftigen Musters des Meereisverlustes im CMIP 6-Experiment verwendete. Diese Daten sind auf der Earth System Grid Federation (ESGF) zusammen mit dem Archiv der CMIP-Modellausgangsdaten verfügbar.

Von 2023 bis 2029 wird das CCI daran arbeiten, die Nutzung von Erdbeobachtungsdaten für die Klimamodellierung weiter auszubauen, und zwar insbesondere durch folgende Aktivitäten:

  • Aktive Einbindung in internationale Initiativen wie ESMO des WCRP, CMIP, CORDEX und Lighthouse Activities
  • Mitwirkung am ESMValTool – einem Werkzeug, das Erdsystemmodelle mit Beobachtungen vergleicht und die Modelle so evaluiert
  • Unterstützung des WCRP CMIP-International Project Office, das im Klimabüro angesiedelt ist

Wissensaustausch und Öffentlichkeitsarbeit

Die Initiative zum Klimawandel umfasst auch ein Projekt zum Wissensaustausch. Dessen Ziel ist es, das Klimabewusstsein zu schärfen, den Zugang zu CCI-Datenprodukten zu erleichtern und deren Nutzung zu verbessern. Es bietet Folgendes:

  • ESA-Klimadatenzentrum: kostenloses und frei zugängliches Datenportal für alle CCI-ECV-Produkte
  • CCI Toolbox: ermöglicht die Handhabung, Analyse und Visualisierung von CCI-Datenprodukten (und Daten von Dritten)
  • Webanwendung Climate from Space: ein Online-Viewer für Laien, der auf einem interaktiven Globus basiert und die Betrachtung von CCI-Datensätzen ermöglicht

CCI-Stipendienprogramm

Die CCI bietet Postdoc-Forschungsstipendien zur Unterstützung von Nachwuchsforschenden in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen aus förderfähigen ESA-Mitgliedstaaten. Das Ziel ist es, den Nutzen von ESA-Erdbeobachtungsmissionen und satellitengestützten Klimadatensätzen, die sich mit den wesentlichen Klimavariablen der CCI befassen, zu erweitern und zu belegen.

Bis heute (Stand: Januar 2024) hat die CCI über 30 Forschungsstipendien finanziert.

Bei den kommenden Ausschreibungen wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Klimamodellierung gelegt.